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2019  Zeichen der Erinnerung an die Verdinginder und die Opfer von fürsorgerischen Massnahmen in der Schweiz


Vorwort      Projektbeschreibung     Abbildung 1      Abbildung 2      Situationsplan      Isometrie 1      Plan 1      Inschriften     Isometrie 2


PROJEKT FÜR EIN "ZEICHEN DER ERINNERUNG"

Vorwort:


In vielen Berichten von Verdingkindern und Betroffenen von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, erfährt man vom Leid, das diesen Menschen angetan wurde. Wie kann man dem überhaupt begegnen? In den Gesprächen, die am "Runden Tisch" geführt wurden, wurde wiederholt festgestellt, dass die Wiedergutmachung nicht möglich ist. Zu tief sind die Verletzungen in den Seelen von Betroffenen eingegraben.

Aus dieser Erkenntnis ging der Wunsch hervor, dass alles unternommen werden soll, damit die Erinnerung an das Unrecht nicht verloren geht. Dahinter steht die Hoffnung, dass die Erinnerung helfen kann, dass sich Geschichte nicht wiederholt.

Was kann die Kunst in diesem Kontext leisten?

Wenn es heisst:  "Über etwas, das sich nicht sagen lässt, soll nicht geredet werden", bleibt die Möglichkeit des nonverbalen Ausdrucks. In ein Bild oder ein musikalisches Stück kann Unaussprechliches eingearbeitet werden. Kunst kann Botschaften transportieren und Zusammenhänge vermitteln. Sie kann helfen, auf dem Lebensweg die Orientierung nicht zu verlieren.

Meine Recherchen zum Thema Verdingkinder und Opfer von fürsorgerischem Freiheitsentzug haben mich betroffen gemacht. Es hat sich eine Welt eröffnet, die sich nicht nur in Worte fassen lässt. In meiner Sprache als Plastiker vermittle ich meine Gedanken und Intensionen mit Symbolen, Zeichen und Metaphern. Diese sind auf den folgenden Seiten aufgeführt und so weit als nötig erklärt. Ich möchte an dieser Stelle aber dringend festhalten, dass die Gestaltung darüber hinaus wirkt und eigentlich keine Erklärung braucht.

Der Gewinn von bildnerischer Darstellung ist, dass sie sich jedem Betrachter und jeder Betrachterin sehr individuell erschliesst. Dies muss auch nicht zwingend ein intellektueller Vorgang sein. Was man mit den Sinnen erleben kann, dringt auch in die Seele ein. Ich verbinde damit auch die Hoffnung, dass die schweizweit angelegten Erinnerungsorte nicht das Abhaken einer leidvollen Geschichte bedeuten, sondern für den Beginn einer ehrlichen und empathischen Erinnerungskultur stehen.

Beggingen im Februar 2019

Vincenzo Baviera