PROJEKT FÜR EIN "ZEICHEN DER ERINNERUNG"
Vorwort:
In vielen Berichten von Verdingkindern und
Betroffenen von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, erfährt man vom Leid,
das diesen Menschen angetan wurde. Wie kann man dem überhaupt begegnen? In
den Gesprächen, die am "Runden Tisch" geführt wurden, wurde wiederholt
festgestellt, dass die Wiedergutmachung nicht möglich ist. Zu tief sind
die Verletzungen in den Seelen von Betroffenen eingegraben.
Aus
dieser Erkenntnis ging der Wunsch hervor, dass alles unternommen werden
soll, damit die Erinnerung an das Unrecht nicht verloren geht. Dahinter
steht die Hoffnung, dass die Erinnerung helfen kann, dass sich Geschichte
nicht wiederholt.
Was kann die Kunst in diesem Kontext leisten?
Wenn es heisst:
"Über etwas, das sich nicht sagen
lässt, soll nicht geredet werden", bleibt die Möglichkeit des nonverbalen
Ausdrucks. In ein Bild oder ein musikalisches Stück kann Unaussprechliches
eingearbeitet werden. Kunst kann Botschaften transportieren und
Zusammenhänge vermitteln. Sie kann helfen, auf dem Lebensweg die
Orientierung nicht zu verlieren.
Meine Recherchen zum Thema
Verdingkinder und Opfer von fürsorgerischem Freiheitsentzug haben mich
betroffen gemacht. Es hat sich eine Welt eröffnet, die sich nicht nur in
Worte fassen lässt. In meiner Sprache als Plastiker vermittle ich meine
Gedanken und Intensionen mit Symbolen, Zeichen und Metaphern. Diese sind
auf den folgenden Seiten aufgeführt und so weit als nötig erklärt. Ich
möchte an dieser Stelle aber dringend festhalten, dass die Gestaltung
darüber hinaus wirkt und eigentlich keine Erklärung braucht.
Der
Gewinn von bildnerischer Darstellung ist, dass sie sich jedem Betrachter
und jeder Betrachterin sehr individuell erschliesst. Dies muss auch nicht
zwingend ein intellektueller Vorgang sein. Was man mit den Sinnen erleben
kann, dringt auch in die Seele ein. Ich verbinde damit auch die Hoffnung,
dass die schweizweit angelegten Erinnerungsorte nicht das Abhaken einer
leidvollen Geschichte bedeuten, sondern für den Beginn einer ehrlichen und
empathischen Erinnerungskultur stehen.
Beggingen im Februar 2019
Vincenzo Baviera
|
|
|
|